Chioggia – das kleine Venezia

Die Schwester

Als Berufskraftfahrer hatte ich des Öfteren die Gelegenheit an der Bundesstraße SS309 nach Ravenna zu fahren. Vor allem im Winter hatte ich bis zu 27 Tonnen Mais im Hafen von Ravenna abgeholt. Dabei ist mir auf der Heimfahrt immer wieder der Ort Chioggia begegnet. Ich hab mir versprochen eines Tages die als kleine Schwester von Venedig genannte Stadt zu besuchen.

Mit zwei von unseren vier Kindern im Gepäck war es heuer soweit. Das Auto wurde voll gepackt und die Reise über die Autostrada bis Venedig in knapp 5 Stunden zügig erreicht. Als Papa von 4 Kindern tritt man die Reise auf jeden Fall mit anderen Augen an. Der Durst, Hunger und eine zeitgerechte Toilette finden, sind da wohl die wichtigsten Krisen. Die Interessen an Sehenswürdigkeiten können bei so einer Reise mit Kindern nicht unterschiedlicher sein.

Unterkunft

Für den Besuch von Chioggia war mir eine unkomplizierte Unterkunft mit direkten Zugang zum Strand wichtig. Das dazu passende Hotel habe ich einen Tag vor der Abreise im Internet gesucht und gebucht.

Das Hotel „Park“ hatte mich überzeugt, steht in Sottomarina direkt am Strand und ist leicht zu finden. Mit 40 Zimmern ist es schon eher familiär geführt und mit allem ausgestattet was eine Familie mit Kindern benötigt. Das Zimmer ist klimatisiert, hat einen kleinen Kühlschrank, einen Fernseher mit 50 Sendern und einen kleinen Safe.

Der Balkon im 4. oder 5.Stock mit Blick auf das Meer ist für die Tage des Aufenthaltes das gewisse Extra. Sofern man nach einer langen Nacht in der früh aus den Federn kommt, kann der Sonnenaufgang beobachtet werden. In der ruhigen See steigt die Sonne knallrot empor und die Strandmitarbeiter bereiten den Tag für neue Badegäste auf. Die Meeresprise weht einem am Balkon in das Gesicht.

Gratis W-lan klingt grundsätzlich gut, jedoch entspricht die Geschwindigkeit nicht den Ansprüchen. Sofern es in einer Ecke des Zimmers funktioniert, kann zumindest über Facebook Nachrichten versendet werden. Mit Bilder und Videos senden wird es etwas schwierig und zeitaufwendiger, egal ob Tages- oder Nachtzeit. Mit dem Laptop im Internet arbeiten kann man sich wirklich ersparen.

Unter dem Hotelbalkon befindet sich zwar ein Restaurant und eine Cocktailbar, jedoch ist in der Nacht kaum störender Lärm zu entnehmen. Das Restaurant bietet tagsüber mehrere Menüangebote an. Die KellnerInnen nehmen nur die Bestellung auf und bringen das Essen, zu bezahlen ist aber an der Bar!

Das Frühstück wird im Hotel Park ab 7:30 angeboten. Der Speisesaal ist geräumig und selbstverständlich klimatisiert, die Tische sind nach Zimmerschlüssel zugeordnet. Mit viel frischen Obst, Gebäck, Käse, Kuchen, Wurst und Kaffee wird jedes Kind und Erwachsener fündig und vor allem satt. Für ein drei Sterne Hotel wird aus meiner Sicht ein sehr reichhaltiges Frühstück angeboten.

Das Personal an der Rezeption ist sehr freundlich und hilft gerne bei Fragen, Anliegen oder Probleme. Das Hotel bietet auch einen kostenlosen Zugang zum gegenüberliegenden Schwimmbad. Die Eigenheit an dem Schwimmbad sind, dass man entweder einen kostenlosen Sesselplatz oder eine Liege mit Schirm für drei Euro erwerben kann. Eigene Liegeplätze mit Handtuch sind da nicht vorgesehen.

Badespaß auf italienisch

Sofern in Italien ein Schild mit obbligatorio” ausgehängt ist, hat es eine Bedeutung! In unserem Fall war da die Badehaubenverordnung des Schwimmbades gemeint und ohne Gnade vom Bademeister eingefordert worden. Kein Problem, auch dafür gibt es für Eltern eine Lösung über die Straße, die Zeitungshändler bieten Badehauben für 2,50 Euro an. Als Erwachsener ist dieses Freibad kein Erlebnis, für die Kinder auf jeden Fall eine tolle alternative zum überlaufenen und sandigen Strand. Für das erste ankommen nach langer Fahrt ist es gerade für Kinder eine tolle Erfrischung und für die Eltern eine überschaubare Schwimmbadvariante und die erste Entspannungsphase unter dem Sonnenschirm.

Das Kinderparadies

Astoria Village

In 10 Minuten erreicht man vom Hotel aus zu Fuß einen Rummelplatz mit dem Namen “Astoria Village” für groß und klein.

Ausgestattet mit Ringelspiel, eine Achterbahn, Autothron und vielen mehr werden ab 20 Uhr die Pforten für leuchtende Kinderaugen geöffnet.

Als reisende Eltern sind auch ein nahe gelegenes Einkaufscenter oder ein Diskonter von Bedeutung. Im Eurospar (ca. 500 m vom Hotel entfernt) kann kostengünstig mit der Familie eingekauft werden. Mehrere Diskonter sind auch zu Fuß noch leicht erreichbar und bietet zumindest das Wichtigste an Obst, Gebäck sowie Getränke an. Es ist ratsam, beim Diskonter ein Einkaufssackerl mitzubringen. Die Plastiksäcke sind nicht in bester Qualität und umwelttechnisch sowieso zu vermeiden. Die kleinen Geschäfte ob Fischhändler, Bäckerladen oder kleine Bistros in der Altstadt bieten ebenso einen besonderen Flair und eine kostengünstige Verpflegung für die Kinder.

Achtung bei Straßenüberquerung!

In Italien haben Fußgänger eindeutig Nachrang. Nicht wie gewohnt bleiben Autos bei betreten eines Zebrastreifens stehen. Daher mit Kindern immer besondere Vorsicht walten lassen. Etwas anders schaut die Begegnung mit dem Fahrrad aus.

Wenn man als Elternteil nicht allzu viel Angst um die jüngsten Kinder im Straßenverkehr hat, kann ein Ausflug mit dem Fahrrad in die Altstadt eine Bereicherung sein. Leider kreuzen sich die Fahrradwege mit Engstellen und Einbahnstraßen. Jedoch hatte ich den Eindruck gewonnen, dass die Autofahrer sehr wohl auf kleine Verkehrsteilnehmer am Fahrrad Rücksicht nehmen und schon mal geduldig hinter einem nach fahren.

Generell wird mit den einspurigen Fahrzeugen der Straßenverlauf nicht so genau genommen und auch mal gegen die Einbahn gefahren. Die Altstadt von Chioggia ist als Erwachsener zu Fuß optimal zu erkunden. Mit Kindern wird es aber schon mal zu viel und vor allem fad alte Häuser und Wasserkanäle anzusehen.

Mit dem Fahrrad, welche auch vom Hotel Park gratis verliehen werden, sind die venezianische Altstadt, die Diskonter und der Privatstrand bestens zu erreichen. Doch Vorsicht, die Fahrräder sind begrenzt und nicht selten ab Mittag ausgebucht.

Privatstrand Bagni Lido D Oro

Wer mit der Familie die Ruhe bevorzugt und Menschenmassen am Strand vermeiden möchte, empfehle ich den Privatstrand Bagni Lido D Oro in Spiaggia Lato Sud.

Für 10 Euro wird eine Liege und ein Sonnenschirm geboten. Die Anlage ist extrem sauber gehalten und wird von einer Familie mit Cafeteria geführt. Auch hier wird man freundlich bedient und mit einem reichhaltigen Angebot an Salaten, Nudeln, Eis und Cafe (Espresso um 1,10 Euro in ganz Italien) nicht verhungern müssen.

Auffällig war, dass „Plastik Planet“ auch hier in Chioggia sichtbar wird. Das Meer hat Plastik in allen Variationen angespült. Die vorhandenen Wiesen und Parks sind mit zerrissenen Plastik aus Mäharbeiten übersät. Das Bewusstsein einer langjährigen Gefahr für Mensch und Tier ist hier wie anderswo auch nicht erkennbar.

Chioggia ist eine tolle Alternative zu Venedig und ideal mit der ganzen Familie zu bereisen. Die Preise sind im Vergleich zu Venedig sehr günstig und ist fern von einem Massentourismus. Die kleinen Gassen, Winkel, Brücken und Cafes bleiben im Gedächtnis und werden in unserer Familie noch länger Gesprächsstoff bleiben. Ich nehme ein Stück Heimatgefühl mit nach Österreich. Meiner Tochter hat der private Strand gefallen, meinem 7 jährigen Sohn der Hotelpool. Und mich hat der gratis Fahrradverleih, die Altstadt der Ausblick aufs Meer und der Espresso überzeugt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert