Im Sommer dieses Jahres habe ich mich entschieden. Meine zwanzigjährige Tätigkeit als Diplom Sozialarbeiter habe ich gekündigt. Der Grund: Die dauerhaften Reisebeschränkungen und Auflagen einer nicht ernst zu nehmenden Bundesregierung. Vor einem Jahr wurde mein Führerschein durch C95 verlängert. In welchem Beruf kann man in Corona Zeiten uneingeschränkt reisen? Als LKW Fahrer! So kam ich vom Sozialarbeiter zum LKW Fahrer.
Ich sah mir mehrere Firmen an und bekam als „Wiedereinsteiger“ mehrere Zusagen. Nicht weil ich so super bin. Der Fahrermangel ist in manchen Branchen sehr hoch. Mir war es von Anfang an wichtig, eingeschult und mit all meinen Fragen in der Praxis begleitet zu werden. Ich musste die richtige Firma und einen geduldigen Chef finden.
Vom Sozialarbeiter zum LKW Fahrer – schlimmer geht immer
Zwischen dem, was man sich im Kopf vorstellt und in der Realität passiert – liegen auf jeden Fall Welten. Meine größten Sorgen waren, vom Sozialarbeiter zum LKW Fahrer werden – der Digitale Tachograf – und die Parkplatzsuche. Das Rangieren mit einem Sattelzug oder Hängerzug war schon ein paar Jahre her. Zudem kommt noch, die richtigen Wegstrecken in Europa zu finden. Die Ladungssicherung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Wie geht sich die Fahrzeit aus und komme ich mit den kompliziert gestalteten Rechtsgrundlagen klar? Kommt mein Körper mit der langen Arbeitszeit zurecht? Wird mir die Freizeit fehlen und sich der Sozialkontakt verändern?
Da muss ich durch
Da hilft nur eines, “Lernen durch Handeln“. Reinsetzen und erst mal losfahren. Alles andere ergibt sich Schritt für Schritt. Woche für Woche und Monat für Monat an Erfahrungen. An dieser Stelle einen großen Respekt an alle LKW FahrerInnen. Viele fahren bereits seit ihrem 18. Lebensjahr und können meist über 30 Jahre Straßenerfahrung nachweisen.
Was sich aktuell auf den Straßen Europas abspielt ist für mich schon in den ersten drei Monaten eine Zumutung. Als Anfänger haben diese Situationen eine leichte Tendenz zur Überforderung. Vom Sozialarbeiter zum LKW Fahrer holen mich verstopfte Parkplätze, fehlende Fahrzeit und ausfallende Navi ein. Was sich für mich in dieser Anfangszeit bewährt hat war, eine Situation zur anderen bearbeiten. Somit kommt weniger Stress und mehr Gelassenheit auf. Alles andere führt nicht gerade zu einem „Gesunden Trucker“.
Die traurige Wahrheit:
Die Ernährungsumstellung war auf einmal gefordert. Viele Raststationen bieten Essen für den Gaumen, aber nicht für den Körper. Gesundes Essen wird kaum angeboten, weil angeblich 99% der LKW Fahrer nicht danach fragen oder gerne auf Gemüse verzichten. Das gewohnte Essen von zu Hause war im LKW begrenzt. Frisches Gemüse hält nicht so lange und ist mit einem LKW kaum auf den Straßen Europas zu bekommen. Viele Straßennetze laufen über die Autobahn. Und wenn sich die Gelegenheit auf den Bundesstraßen ergab, war keine Parkmöglichkeit für einen 40 Tonner gegeben.
Das Ergebnis?
Für mich ist wichtig, alles im LKW mitzunehmen. Frisches Gemüse wird zu Hause vorbereitet und in verschließbare Gläser im LKW Kühlschrank verstaut. So kann ich über eine oder zwei Wochen rasch und unkompliziert Essen aufwärmen, kochen oder anbraten und mit frischen Zutaten ergänzen. Durch diese Variante habe ich die richtigen Ballaststoffe und bin nicht mehr von ungesunden Essen an den Rasthöfen und Tankstellen abhängig. Zudem erspart es mir Geld und liefert meinem Körper die richtige Energie…
Aber es gibt auch eine gute Nachricht
Ich bin seit drei Monate als LKW Fahrer unterwegs. In dieser Zeit bin ich bereits viele Fahrzeugkombinationen gefahren. Darf bereits Italien, Finnland, Schweden, Dänemark, Polen, Tschechien und Deutschland bereisen. In dieser Zeit hat sich die erste Routine eingespielt. Ein wichtiger Schritt, weil die Anspannung irgendwann auch fallen sollte. Zu viele Situationen und Länder verlangen rasche Umstellung. Alles ist neu und aufregend. Jeder neue Streckenverlauf muss erst mal in Erfahrung gebracht werden.
Nicht zu vergessen. Jeder rechtlicher Verstoß ist im Grunde keine Absicht. Dennoch wird dieser Verstoß für 28 Tage mitgetragen. Erst bei möglichen Kontrollen zeigt sich die Abweichung. Bis dahin gilt für mich: „Jeder Tag ist die Chance zum Besseren…“ (Kurt Tepperwein)
Wie hast du deine erste Zeit als LKW Fahrer erlebt?
Welche Situationen bringen dich an die Grenzen?
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Titelbild und Beitragsbild: www.gesunde-trucker.com
Super Denkanstoss, herzlichen Dank. Befinde mich auch gerade in einer Umbruchsphase und schöpfe so Mut!
Hallo Lothar!
Es freut mich, wenn mein Artikel einen Denkanstoß geben kann. Die einzige Konstanze ist wohl noch immer die Veränderung. Ich wünsche dir in deiner Umbruchphase auf jeden Fall alles Gute! Liebe Grüße, Martin