Berufskraftfahrer unterwegs-was steckt dahinter?

Jetzt geht´s los

Wenn um 02:30 noch viele im Bett schlafen oder gerade mal schlafen gehen, erwacht gerade eine andere Welt. Egal ob Sommer oder Winter, auf Berufskraftfahrer ist immer verlass. Damit der Kunde bereits am Morgen seine frische Semmeln bekommt und den Kaffee mit Milch genießen kann. Der LKW bringt die Ware auch bis vor die Haustür. Berufskraftfahrer unterwegs-was steckt dahinter?

Mit einem Knopfdruck entsperrt sich die Fahrertür. Mit drei vier Stufen geht es für den Fahrer hoch hinauf. Die innere Kabinenlampe spendet am frühen Morgen das erste Licht. Wenn es nicht gerade regnet oder schneit, kommt vom Mond etwas düsteres Spiegellicht von außen dazu. Bis die Sonne aufgeht, werden wohl schon einige Großkunden mit mehreren Paletten beliefert sein.

Berufskraftfahrer unterwegs

Vor einer Fahrt muss der Fahrer erstmal einige Formalitäten und die Fahrerkarte aktivieren. Ein erster Motorenstart wird für den Luftkessel nötig.  Der tägliche Abfahrtscheck  rundet die wenigen Minuten vor dem Start am Hof oder Parkplatz ab. Die Feststellbremse wird mit einem hörbar leisen Pfiff gelöst. Vierzig Tonnen beginnen sich zügig zu bewegen.

Die Familie hat sich zu Hause bereits an die täglichen Rituale und der nicht ungefährlichen  Tätigkeit gewöhnt. Das Fahren wird irgendwann zur Routine und das Familienleben in der Regel als Berufskraftfahrer bereits bestens organisiert. Die Abwesenheit des Vaters oder Mutter beginnt bei jedem Start aufs neue.

Verantwortung ohne Ende

Ein Berufskraftfahrer trägt nicht nur für sich die Verantwortung. Mittlerweile sind die Anforderungen und Verantwortungen, wie in so vielen Berufsspaten, enorm gestiegen. Verantwortung für den LKW, Anhänger und der Ladung. Palettenware und deren Stückzahl sowie einzuhaltende Zeitfenster am Kunden. Sozialvorschriften, Straßenverordnungen und ein schwieriger Straßenverlauf sind ständige Begleiter.

Ein Berufskraftfahrer unterwegs muss immer mehr auch das Be- und Entladen selbst übernehmen. Der Zeitdruck ist real und kann nicht so einfach weggesteckt werden. Die gesetzlichen Pausen werden mit 40 Tonnen auch etwas schwerer. Parkplätze sind genau dann nicht vorhanden, wenn man diese benötigt. Mit einem Auto kann man leicht in den nächsten Waldweg fahren. Mit einem LKW und deren gnadenlosen elektronischer Aufzeichnung, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und einem passenden Stellplatz. Jeden Tag beginnt der Zeitdruck, Pausen und Ladungssicherung von vorne.

Stressresistent wie ein Betonklotz

Der Berufskraftfahrer muss täglich flexibel und belastbar bleiben. Kein Tag läuft auf der Straße wie der andere. Selbstständiges Entscheiden und Handeln wird dabei jedem Berufskraftfahrer abverlangt. Eine einzige Fehlentscheidung in Sekunden führt zu Unfällen, Verspätungen und Stressbelastung. Ein 40tonner ist kein PKW und schon gar nicht leicht so einfach umzukehren.

Wer schon mal einen Verteilerjob genossen hat, kennt den Papierstoß in der Hand. Eine Menge an DinA4 Lieferscheine mit Adressen und Zahlen. Wer den Hausgebrauch noch nicht kennt, verzweifelt nicht nur an den erstmal angegebenen Adressen. Wenn die Kombination dazukommt, die Ware selbst zusammen zu suchen und nach Richtigen Adressabfolge zusammenstellen muss…

Truckdriver ist nicht stimmig

Spätestens da möchte man als Neuling am liebsten wieder nach Hause fahren. Daher bedenke, ein Berufskraftfahrer ist mehr als nur ein LKW Lenker.

Für mich wird dieser Job mehr einer Performance gerecht.

Durch die neue Technik und Innovation (was auch immer das sein soll) haben sich viele Abläufe grundlegend verbessert und entwickelt. Vor Jahren hatte ich noch die Hänger Plane mit der Latte mühselig  nach oben gedrückt. Bei Wind war dieses Bemühen generell unmöglich.  Mit den Schiebeplanen hatte ein leichteres und vor allem schnelleres Auf- und Zuplanen Einzug gehalten.

Gründe gibt es viele

Und trotz dieser vielen Optimierungen und immer besser werdenden Zugmaschinen, will kaum jemand noch dieser Berufung folgen. Die Gründe sind vielschichtig. Zu teure Ausbildung, keine Wertschätzung, man will am Abend zuhause sein.

Für diese tägliche Verantwortung und  Gefahr  im Straßenverkehr ausgesetzt zu sein, wird aus meiner Sicht klar auch zu wenig entlohnt.

Die Ersparnisse für die Lagerkosten sind enorm. „Just in Time“ schafft mit dem LKW die größten Lagerhallen Europas. Der Verzicht auf Familie, wochenlang unterwegs zu sein und alle Termine und Adressen selbstständig abzuarbeiten, verdient einfach mehr Lohn.

Wo bleibt die Familie?

Nicht nur der Fahrer selbst verzichtet dabei auf die Familie. Die Frau und Kinder tun es auf der anderen Seite ebenfalls. Sie tragen diese Entscheidung mit, damit der Kunde beim Aldi, REWE, LIDL, etc…, alles bekommt was er glaubt zu brauchen.

Sollte dir wieder einmal ein LKW die Sicht nehmen, denke kurz daran. Glaube mir, als Berufskraftfahrer unterwegs, möchte man immer zügig vorankommen. Nur darf man gesetzlich nicht schneller fahren. Und wenn ein LKW vor dir steht hat das immer einen Grund. Nur nicht diesen Grund dich zu ärgern.

Leere Regale

Sei dankbar, dass es Menschen wie Berufskraftfahrer mit Leidenschaft gibt, die deine Ware mitten in der Nacht zeitgerecht ausliefern. Damit du nicht umsonst bei der Tankstelle stehst, beim Bäcker keine Semmeln bekommst und die Baustelle steht, weil die Ware nicht ankommt.

BerufskraftfahrerInnen fahren nicht wegen der Entlohnung. Sie fahren wegen der absoluten Leidenschaft zum Beruf…Berufskraftfahrer unterwegs ist mehr als nur 40 Tonnen zu fahren.

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