Sklaven der neuen Zeit

 

Negative Gedanken haben nur Macht über dich, wenn du an ihnen festhältst.

Sei der Beobachter, nicht der Gefangene. Eckhart Tolle

 

 

Entscheidet man sich zum Beobachter, gibt es viel zu sehen.

Wenn ich die aktuelle EU-Erweiterung ansehe, beobachte ich Sklaven der neuen Zeit.

Ich sehe zunehmend LKW und Fahrer aus allen Herren Ländern.

Ein Indischer Fahrer, der für eine ungarische Spedition fährt.

Philippinische Fahrer werden mit LKW Zulassung aus Lettland eingesetzt.

Meine Neugierde ist daher groß,  wie es den neuen Kollegen so auf den Straßen Europas geht.

Auf meine Fahrten zwischen Finnland und Spanien konnte ich einige LKW Fahrer für ein Gespräch gewinnen.

Viele sind seit Monaten im Stück im LKW unterwegs.

Fakt ist: Sklaven der neuen Zeit

Die Blechhütte ist in dieser Zeit der Arbeitsplatz, Küche, Wohnzimmer, das Zuhause.

Sie Fahren so wie du und ich von Frankreich nach Estland. Von Finnland nach Portugal.

Dorthin, wo die Spedition Aufträge bekommt.

In dieser Zeit leben die Fahrer wie Sklaven in der alten Zeit auf vier Quadrat.

Trifft das Wochenende ein, wird auf kostenlose Stellplätze Pause gemacht.

Sie reparieren dann den LKW, kochen für die Woche vor oder trinken mit Kollegen Alkohol.

Gesunde Ansätze wie Sport, laufen oder spazieren sind kaum dabei.

Wie auch, das Gelände ist meist mit Zaun umgeben. 

Ein Freizeitpark oder Strand in weiter ferne.  

Fließt erst mal in der Gruppe der Alkohol, wird die Sprachbarriere schnell mit Händen und Füßen überwunden.

Dann werden die Sorgen zwischen den unsauberen LKW Stellplätzen geteilt und die Fotos der Familien ausgetauscht. 

Es gab auch Fahrer, die eine Kontaktaufnahme verweigerten.  Wieso, konnte ich nur spekulieren.

Das ist kein Scherz

In den Gesprächen werden die schlechten Bedingungen rasch klar.

Väter, die seit Monaten getrennt von Frau und Kindern sind.

Trotz Freiheit fühlen sich die Fahrer wie Gefangene Sklaven des Systems.

In unsichtbare Ketten gelegt, für wenig Lohn und etwas besseren Leben in der Heimat. 

Das Symbol der überkreuzten Hand der Sklaverei wird mir des Öfteren im Gespräch von Fahrern gezeigt. 

Ein anderer Fahrer hat schon lange nicht nur wenig, sondern keinen Lohn mehr gesehen.

Er versucht dabei, nicht an negativen Gedanken festzuhalten. 

Ein weiterer schreibt mir auf der schmutzigen Plane die bereits gefahrene Doppelwoche von über 105 Stunden.

Dieses Stundenausmaß bis 105 Stunden an Doppelwoche sei für die Spedition bei Strafe kalkuliert.

Der Grundlohn wird im Jahr 2025 trotz Verbot noch immer über gefahrenen Kilometern abgerechnet.

Urlaubsscheine und sogar eine zweite mitgeführte Fahrerkarte werden mir gezeigt.

Die traurige Wahrheit

Das Wochenend-Schlafverbot für LKW Fahrer ist seit der Einführung ein einziger Witz.

Keine Ahnung wer sich so einen unrealistischen und praxisfernen Mist in Brüssel ausgedacht hat.

Bis jetzt habe ich keinen Fahrer angetroffen, welcher offiziell das Wochenend-Schlafverbot im LKW eingehalten hätte. 

Wenn ich nach dem Grundlohn Frage, wird mir klar, wie privilegiert ich als Fahrer in Österreich bin.

Dabei ist der in Österreich übliche Stundenlohn und dieser täglichen Verantwortung auf der Straße schon viel zu gering.

Der niedrige Grundlohn anderer Länder zwischen 300 und 700 Euro zeigt klar auf, weshalb so viele LKW und Speditionen in Europa unterwegs sind.

Die Lohnkosten sind eben in anderen Ländern niedriger.

Der Grund ist einfach

Dabei wollen und müssen Kollegen aus dem Ausland auch nur Ihr Leben verbessern.

Das drückt den Frachtpreis, wo heimische Transportunternehmer nicht mithalten können.

Die gesetzlichen Bestimmungen, Grundlohn des jeweiligen Landes zu erhalten, wo der Fahrer gerade ist, bleibt ein zahnloser Tiger.

Ich habe nach diesen vielen Gesprächen den Eindruck, dass sich im Ausland kaum eine Spedition daran hält. Kontrollen von Sabotagefahrten oder Grundlohn passiert auf Europas Straßen derzeit nicht.

In Belgien wurde Sozialdumping durch einen einzigen Polizisten (Herrn Lausberg) ernst genommen.

Ein Mensch mit Herz, welcher unermüdlich für den Fahrer bessere Bedienungen schaffen wollte.

Würde Brüssel den eigenen auferlegten Job ernst nehmen, müsste in allen Ländern der EU eine Sozialdumping Kontrolle gegen die Sklaverei passieren.

Schlussendlich sind es ja die eigenen auferlegten Gesetzte aus Brüssel.

Der letzte große Streik von LKW Fahrern einer polnischen Spedition hat bei den Politikern in Brüssel auch keine Reaktion gezeigt.

Fazit: 

Ich erhalte das Bild, dass Brüssel diesen Umstand der Sklaverei gar nicht verändern möchte.

Es wird darüber geschwiegen. Nicht erst seit zwei Jahren.

Wenn du ältere Beiträge im Internet verfolgst, war dieses Thema, schlechte Verhältnisse auf der Straße, Frachtpreise und der Stress für Frächter sowie Fahrer schon vor dreißig Jahren Thema.

Außer noch mehr Gesetze und noch mehr Steuern, ist von Seiten der Politik nichts passiert.

Die Lage hat sich mit den vermehrt zugelassenen LKW auf Europas Straßen nur mehr verschärft.

Das Straßennetz ist voll von Stau, Baustellen und fehlenden Parkplätzen.

Die Sklaverei ist in der Transportbranche besonders sichtbar.

Eine Entspannung ist nicht in Sicht.

Eine gesunde Wirtschaft und Freude an der Arbeit sieht anders aus.

Eine echte, für den Menschen gemachte Politik ebenso.

Meine Frage an dich: 

Wie denkst du über die Helden oder Sklaven der neuen Zeit?

Was sollte sich ändern?

Hast du schon mal mit einem Fahrer aus dem Ausland gesprochen?

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