Es ist kein Geheimnis. Auf den Heimweg fällt mir eine Zeitung zu. Ein Artikel erregt besonders meine Aufmerksamkeit. Immer mehr Ärzte leiden alarmierend an Depression und Burnout. Als potentieller Patient kommt das komisch an. Gerade Ärzte sollten doch wissen, wie Stabilität und Gesundheit funktioniert. Depressive Ärzte – aber was ist der Grund?
In Deutschland sollen 21 Prozent der Ärzte von Depression betroffen sein. In den südlichen Ländern sogar bis zu 47 Prozent. Das sollte uns beim nächsten Urlaub zu denken geben. Der Grund. Ärzte weisen kaum eine Work-Life Balance auf. Sind im Job meist auf sich selbst gestellt. Bekommen kaum eine Hilfe von außen. Lassen sich selbst nicht coachen.
Erstaunliche Berufung
Viele Studenten entscheiden sich für ein Medizinstudium. Als Arzt will man später anderen Menschen helfen. Die Realität sieht aber anders aus. Im Studium wird bereits in Richtung Pharmavorgabe gearbeitet. Der Medizinstudent bekommt keine Ursachenforschung gelehrt. Nach dem Studium ist der Arzt ein Diagnosemeister. Kann dazu nur die passende schubladisierte Pharmachemie anbieten.
Im geschlossenen System Krankenhaus darf sich ein Arzt nicht selbst verwirklichen. Eine alternative Behandlungsmethode wird nicht angeboten. Der Alltag ist mit stupiden Abläufen eingeteilt. Selbstverwirklichung ist in dieser Zeit als Arzt Fehlanzeige. Wer im Krankenhaus aufsteigen möchte, muss auf sich selbst verzichten. Dem Oberarzt Honig um den Mund schmieren. Karriere (Carrera=Rennbahn) geht in dieser Zeit vor.
Vertriebsprofis
Der Traum ist eine eigene Praxis – Patienten optimal versorgen. Die Realität sieht ganz anders aus. Ein Kassenvertrag sichert gerade mal das Überleben und den Lohn der Mitarbeiterinnen. Jede Behandlungsmethode und Abrechnung wird genau vorgeschrieben.
Alternative Zusatzbehandlungen werden von der Kasse nicht übernommen. Der Patient ist finanziell nicht in der Lage, alternative Behandlung zu bezahlen.
Depression und Burnout sind Signale. Ein Knöpfe-Drücker am eigenen Körper. Der Mensch brennt nur aus, wenn etwas nicht erfüllt. Tätigkeiten die einem eigentlich keine Freude machen. Das eigene Leben nicht mehr erfüllt wird. Das Herz vom Kopf gesteuert wird.
Ärzte sind Spaßbremsen?
In Europa muss/kann sich ein Arzt inzwischen in ein System pressen lassen. Gewohnt, brav einem vorgegebenen System dienen. Der Leidensdruck wird dadurch mehr ausgereizt. Die Funktionstaste in der Leistungsgesellschaft bis zum Anschlag genützt. Der Stärkere überlebt. Der Schwächere leidet dahin. In dieser Branche ergeben sich immer mehr innere Widerstände. Und das ist gut so.
In südlichen Ländern wird das Problem währenddessen noch deutlicher. Je südlicher desto weniger Leistungsgesellschaft. Das “System” funktioniert jedenfalls auch im Süden. Die Mentalität spiegelt sich in der unnatürlichen Situation aber viel mehr. Daher auch das unterschiedliche Zahlengefälle in der Statistik.
Der Sinn des Lebens
In eine Situation der Hoffnungslosigkeit. Der beliebte Beruf als Arzt in eine Sinnlosigkeit gerutscht. Viele Überstunden und Wochenenddienste lassen keinen Spaß in der Arbeit aufkommen. Werden depressive Ärzte gefragt, stellt die medizinische Ausbildung sogar eine Sackgasse dar.
Viele Jahre der Ausbildung zu Nichte gemacht. Dabei hat jeder Medizin-Student Visionen. Ich spreche nicht von teuren Autos, teuren Uhren und plastischer Chirurgie. Sondern von tief sitzender Erfüllung im Job. Diese Visionen werden scheinbar im Alltag genommen.
So geht es vielen Menschen im Job. Wir verrichten in der geringen Lebenszeit stupide Arbeit. Schlagen uns mit viel Bürokratie und wenig erfüllten Leben herum. Das Herz schreit nach einer erfüllten Tätigkeit.
Etikettenschwindel?
Ich finde, Ärzte werden zu den besten Vertriebler der Welt ausgebildet. Ärzte sind für große Konzerne gewinnbringend. Die Gesundheit ist für diese Konzerne nur eine Etikette. Gibt es keine kranken Menschen, wird auch nichts verdient.
Ärzte wollen im Herzen genau das Gegenteil. Grundsätzlich Menschen helfen und richtig behandeln. In der eigenen Praxis für den Patienten Zeit haben und alternative Heilmethoden anbieten.
Genau diese alternativen Ansätze werden von der Krankenkasse nicht finanziert. Von hoher Arbeitsbelastung überschattet. Mit vielen Ärztezeitungen richtungsweisend eingedeckt. Laufende Fortbildungspflichten verhindern jegliches Querdenken. Ärzte sind aus meiner Sicht stille Leidtragende.
Ärzte sterben laut Statistik 10 Jahre früher als ihre Patienten
Fazit: Das in der Arbeit auferlegte Korsett hat Vor- wie Nachteile. Das, was einen Arzt im Herzen erfüllt, wird vom System nicht unterstützt. Die alternative Behandlung und mehr Zeit für den Patienten, andererseits unbezahlbar.
Ein Teufelskreis entsteht. Mein Eindruck: Das System Krankenkasse, Pharmaindustrie und Politik setzt den Arzt zu ihren Gunsten ein. Demzufolge sind Burnout und Depression in vielen Branchen präsent. Erst recht als Arzt…! Denn, depressive Ärzte lügen nicht…
Wie erlebst du als Arzt deine Arbeit?
Hast du noch Zeit für den Patienten?
Hast du andere Wahrnehmungen?
Schreibe mir ein Kommentar…!
Beitragsbild: https://pixabay.com/de/users/openclipart-vectors-30363/