Kabotage – eine Heuschreckenplage?

Der Bagatellschaden

Du bist Transportunternehmer und selbst täglich vom Thema Kabotage betroffen. Du bist Berufskraftfahrer und hast mit Kabotagefahrten auch Erfahrungen gemacht und durchgeführt. “Grasen” tatsächlich immer mehr Fremde Unternehmen aus den Nachbarstaaten wie Heuschrecken den heimischen Transportmarkt ab?

Bei der Verteilung von Frachtaufträgen ist die Transportbranche wohl das spannendste Feld, das ich derzeit kenne. Das größte Problem ist als Unternehmer, den LKW profitabel laufen zu lassen und so viel Aufträge wie möglich in der Woche durchführen zu können. Leerfahrten bringen keinen Umsatz, lassen sich aber auch nicht wirklich verhindern. Daher sind Leerfahrten weiterhin an der Tagesordnung.

Um den Wettbewerb zu regulieren gibt es vom Gesetzgeber grundsätzlich genug Vorschriften. Die Überwachung und Kontrollen sind jedoch im einstelligen Prozentbereich angesiedelt. Das nicht einhalten von Richtlinien und Verstöße gleicht sozusagen nur einem Bagatellschaden?.Erste vorliegende Zahlen beweisen etwas ganz anderes.

Was ist eine Kabotage?

Kabotage bezeichnet den Transport von Waren durch einen ausländischen Transportunternehmer in einem anderen Land. Es gibt in diesem Fall weder zum Ausgangspunkt noch zum Zielpunkt einen Bezug. Der im Ausland begonnene Transport beginnt und endet somit nicht im Heimatland.

„Kabotage ist der innerösterreichische Transport durch nicht-österreichische Unternehmungen.

Legale Kabotage

  • ist zeitlich begrenzt (7 Tage)

  • maximal 3 Kabotagebeförderungen nach einer grenzüberschreitenden Fahrt und nach vollständiger Entladung

  • keinesfalls dauerhaft

In der europäischen Union wird klar zwischen einer kleinen und der großen Kabotage unterschieden. Von einer kleinen Kabotage spricht man, wenn der Transport innerhalb eines EU-Staats durch ein ausländisches Unternehmen getätigt wird. Bei der großen Kabotage wird von einem Unternehmen aus einem dritt EU-Staat zwischen zwei EU-Staaten durchgeführt.

Wo bleibt die Kontrolle

Die Kabotage ist schwer eingrenzbar und derzeit wirklich nur gering kontrollierbar. Die tatsächlichen Zahlen können derzeit gar nicht erfasst und beziffert werden. Faktum ist, dass die Wertschöpfung immer im jeweiligen Land durch Frächter anderer Staaten leidet. Eine der wenigen Studien hat in Österreich ergeben, dass jeder fünfte Transport im österreichischen Binnenverkehr eine Kabotagefahrt betrifft.

Dadurch wird der Umsatz im eigenen Land geschmälert. Der österreichische Staat und das Sozialversicherungssystem bekommt so rund 500 Millionen Euro weniger an Einnahmen. Wenn man die Zahlen weiter verfolgt gehen in der Beschäftigung sogar mehr als 14.000 Jobs verloren.

Kabotage

Ohne Ladung unterwegs

Leerfahrten zu vermeiden war schon in meiner Zeit als Berufskraftfahrer ein legitimes Ziel. Da war eine zusätzliche Genehmigung für eine oder mehrere Kabotagefahrten willkommen. Wie immer führen schwammige gesetzliche Vorgaben zur persönlichen Auslegung und lässt die Moral etwas in der Praxis sinken. Der Ruf nach einer klaren Haltung wird aus der Politik erwartet.

Was dabei nicht vergessen werden darf, hinter jedem Unternehmen stehen Menschen. Jeder möchte so gut wie möglich sein Unternehmen wirtschaftlich betreiben und die eigene Familie ernähren. Das Fahren von schweren LKW war auch für mich ein niederschwelliger Zugang in den Arbeitsmarkt. mittlerweile ist dieser Beruf noch einer der wenigen Angebote am Markt, ohne großartiger Ausbildung (Führerschein, C95 und Fahrerkarte) ein gutes Einkommen zu erzielen. Dennoch sind für einen fairen Wettbewerb alle Vorgaben und Gesetze einzuhalten. Somit hat jeder die selben Spielregeln im Wohl dynamischsten Business der Welt – den Transport. Egal was und wie die Politik in Zukunft entscheidet. “Heuschrecken” haben in der Kabotage auf keinen Fall einen Platz.

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